Freitag, 15. Juli 2011

Wattfahrt nach Neuwerk 15.7.2011

3. Tag
Ohhh…., das Meer ist weg. 07.45 Uhr treffen Heinz und ich in Sahlengrund zur Wattwagenfahrt ein. Also ist es gut, dass das Meer nicht mehr da ist, denn wir wollen ja zur Naturschutzinsel Neuwerk (gehört zur Stadt Hamburg) nicht schwimmen, sondern mit dem Wattenwagen, ein hochrädriges Gefährt mit Zweiergespann auf die Insel fahren. Es regnet nicht, zaghaft versucht sich sogar die Sonne durchzusetzen. Die kühle Witterung wäre nicht so schlimm, denn wir sind gut angezogen und erhalten auch noch eine Decke für die Knie. Was zusetzt, ist der beissende Wind der herrscht, der kühlt dir den ganzen Kopf.
Dafür kriegen wir ein einmaliges Erlebnis geboten, eine richtig coole Fahrt (kannst du auch wörtlich nehmen). Wo in 6 Stunden wieder eine Wassertiefe von 2.80m herrscht, fahren wir mit den hochrädrigen Wagen über den Meeresgrund, das Wattenmeer. Das Wasser ist immer noch „ablandig“, also es läuft immer noch vom Land weg. Die Fahrt dauerte rund 1h über das Watt, quer durch Wasserläufe (sog. Prielen) und kleine Seen. Im Wattenmeer kann die Natur die Landschaft noch frei Formen. Auch kreuzen wir die Wassersports-Bootsverbindung zwischen Weeser und Elbe. Der Verlauf ist mit langen Pfählen mit Reisigbüscheln, die bei Hochwasser wie Reisigbesen auf der Wasseroberfläche stehen.
Schön länger unterwegs sind die Wattwanderer. Die meisten barfuss und hochgekrempelten Hosenbeinen. Jacken und Kapuzen hoch geschlossen. Die Strecke ist 10km lang. Zu Fuss braucht man 2,5 – 3h, mit dem Wattwagen ca. 1h, und wenn man mit dem Schiff von Cuxhaven nach Neuwerk  (30km) fährt, ist man1,5 - 2h unterwegs. Die Tide (Ebbe und Flut) wechselt alle 6h12min. Das heisst zweimal am Tag legen die Kräfte der Gezeiten den Meeresboden auf einer breite von bis zu 20km frei, mit der Flut verschlingt der „Blanke Hans“ wie die Küstenbewohner die Nordsee nennen, die amphibische Landschaft wieder, um sie nach rund 6h wieder freizugeben. Das Wattenmeer ist somit in der Regel zweimal pro Tag befahrbar. Diese Fahrzeiten ändern sich aber täglich, da sich die Tide pro Tag um 48min verschiebt.
Begrüsst werden wir auf der Insel mit einem freundlichen Moin, Moin.
Die Insel ist 3 Quadratkilometer gross, hat zurzeit 36 Einwohner, 2 Schüler und einen Lehrer (also die kleinste Schule in Deutschland). Es gibt einen 45m hohen Leuchtturm mit einer 138-stufigen Treppe. Die Einwohner leben vom Tourismus und der Landwirtschaft.
Neuwerk ist eine Vogelschutzinsel. Im Frühling rasten hier rund 6‘000 Ringel- und Nonnengänse um sich im Wattenmeer für den Weiterflug vollzufressen. Um Neuwerk sind zahlreiche Seehunde zu Hause. Wenn man Glück hat, hatten wir nicht, kann man manchmal auch Schweinswale sehen, eine vom Aussterben bedrohte Walart. Im 16. Jahrhundert wurde in mühevoller Handarbeit der Ringdeich Neuwerks errichtet. Von 1300 bis 1310 errichteten die Hamburger einen mächtigen Wehrtum, gebaut im Stil eines normannischen Turmhauses auf der Insel, also eine vorgeschobenen Bastion der Stadt Hamburg. 1644 wurde die gefährliche Elbeinfahrt chiffe sich auf Neuwerk durch ein offenes Kohlenfeuer für die Schiffe sicherer gemacht. Seit 1814 trägt der mächtige Turm eine Leuchtfeuer für die Elbschiffe.
Das Wattenmeer erstreckt sich von der dänischen Nordseeküste bei Blavand bis zur niederländischen Stadt Den Helder, über 450 km, eine weltweit einzigartige Naturlandschaft.
Zwar nicht John Meynard und auch kein Brand an Board hatte unser Kapitän zu meistern, doch eine stürmische, aufgewühlte See erwartete uns auf der Überfahrt nach Cuxhaven. Auch ohne Alkohol schwankte das Schiff recht stark. Ein richtiges Seefahrerfeeling. Mit einer Erbsensuppe mit Bockwurst „Wiener“ stärkten wir uns während der Überfahrt. Nahrhaft und sehr gut.
Zurück in Cuxhaven ist es sau kalt, 15°, regnerisch und windig. 











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