5. Tag
Das Frühstück gabs gleich vor der Zimmertür, also praktisch im Bett. Nachdem wir den weiteren Verlauf der Reise festgelegt hatten musste ich mich an mein Netbook setzten und die Bahn- und Schiffsverbindungen heraussuchen und die 2 nächsten Übernachtungsmöglichkeiten buchen.
Am Nachmittag machten wir eine Rundfahrt durch Hamburg, nach dem Motto Hamburg für Eilige. Am Bahnhof bestiegen wir einen leeren Doppelstockbus, setzten uns im oberen Teil ganz nach vorne mit freier Sicht auf die Strasse. Wir hatten den Bus bis zum 1. Halt (ca. 1h) für uns ganz alleine.
Unsere charmante und äusserst kundige Reiseleiterin erzählte uns viel Wissenswertes über ihre geliebte Stadt (scheint eine waschechte Hanseatin zu sein). Mit ihrer witzigen Art teilte sie uns aber auch viel Pikantes und lustiges über Ihre Stadt mit.
Wusstet ihr zB, dass Hamburg mehr Brücken (rund 3‘000) hat als Amsterdam, London und ……? (die 3 Stadt habe ich vergessen), zusammen. Zu früherer Zeit gab es mehrere 100 Brauereien in Hamburg. Im 17. Jahrhundert gab es noch keine Kanalisation. Alles Schmutzwasser floss in die Alster , wo auch das Wasser für die Bierbrauerei entnommen wurde. Gebraut wurde immer am Mittwoch, so wurde am Dienstag die Parole herausgegeben: „Morgen Brautag, nicht in die Alster schiiten“. Das Bier im 17. Jahrhundert war, wegen seines würzigen Geschmackes, allseits sehr beliebt.
Pfeffersäcke wurden früher die Kaufleute, die mit Gewürzen zu Reichtum gekommen sind, genannt. Heute ist es ein gängiger Ausdruck für die Reichen dieser Stadt. Von denen gibt es viele bekannte aus Politik und Showbiz in Hamburg. Auch Udo Lindenberg wohnte seit Jahren, bis vor kurzem, im Hotel Atlantic. An der Alster zu wohnen ist teuer, kostet der Quadratmeter locker zwischen 5‘000 und 15‘000 Euro. Eine nur 100qm Wohnung wird es ja doch nicht sein. Es sollte auch Platz für die Haustiere der VIP’s sein. Für den Jaguar die Garage, den Nerz, die Kroko-Tasche und den Fuchs den begehbaren Kleiderschrank.
Die Zürcher Bahnhofstrasse von Hamburg ist der Jungfernstieg, teuer, teurer am teuersten. Einkaufen bis die Karte brennt, nach dem Motto „chic, Check, Schock (schicke Kleider, mit Check bezahlen, einen geschockten Ehemann wenn die Rechnung kommt).
Hamburg ist sehr grün, es gibt 4,7 Bäume auf einen Einwohner.
Einer der berüchtigsten Einwohner von Hamburg war der Pirat Klaas Störtebeker. Er wurde 1401 geköpfte. Seine Mitpiraten wurden nebeneinander aufgereiht und es sollten so viele vor dem Henker verschont bleiben, wie Störtebeker nach dem Köpfen ohne Kopf noch gehen konnte. Er schaffte 11 Stück. Gemäss Überlieferung sind die Nachkommen dieser 11 überlebenden Piraten heute alle im Finanzamt tätig.
Der heiligste Teil von Hamburg ist St. Pauli. Dorthin wurden alle Randständigen, ärmere Bevölkerung, Prostituierten ausgesiedelt. Die berühmteste Strasse in St. Pauli ist die Reeperbahn, mit der grossen Freiheit (Hans Albers) und der bekanntesten Polizeiwache von Deutschland, die Davidswache. Die Reeperbahn ist die sündigste Meile von Hamburg. Hier wurden die Beatles berühmt und ein Hamburger Friseur verpasste ihnen die legendäre Pilzfrisur (Pilzköpfe). Die zahlreichen Strassenarbeiterinnen (auch Bordsteinschwalben genannt) gehen auch hier langsam, um schnell ans Ziel zu kommen.
Die Speicherstadt hat heute nicht mehr die Bedeutung wie einst. Heute werden in den Gebäuden fast nur noch Orientteppich gelagert und umgeschlagen (Werte von rund 1 Milliarde). Viele der Gebäude werden jetzt anderweitig genutzt. Es haben zahlreiche Museen ihre Heimat dort gefunden. Auch die Weltgrösste Modelleisenbahn-Anlage ist dort beheimatet (habe gestern darüber geschrieben).
Im 17. Jahrhundert war der Walfang sehr populär und Walfischfett gab es in grossen Mengen. So wurden zur Beleuchtung der Stadt überall Tranlampen aufgestellt und betrieben. Der Bahnhof von Hamburg wurde 1906 fertiggestellt und feierlich dem öffentlichen Verkehr übergeben.
Nach der Stadtführung sind wir mit dem ÖV quer durch Hamburg gefahren. Haltestelle Reeperbahn ausgestiegen und über dieselbe geschlendert. Am Spielbudenplatz 3, in St. Pauli, besuchten wir das Panoptikum (Wachsfigurenkabinett), klein aber fein. Nebst lokalen Persönlichkeiten (Hans Albers, Heinz Rühmann, Peter Alexander, Freddy Quinn) gab‘s auch geschichtsträchtige Figuren aus Politik (Merkel, Obama, Hitler, die Geschwister Scholl, Lenin, Stahlin, Heinrich VIII, der alte Fritz, Churchill etc.) sowie einige Prominenz aus Sport und Showbiz (Michael Schumacher, Max Schmeling, Herbert Grönemeier, Inge Meisel, die Beatles, Michael Jackson, Madonna, Göthe, Schiller, Wagner, Einstein und einige mehr). Als Maskenbildnerin interessiert mich die Machart und die Kleidung besonders.
Viel sehen und viel Schreiben macht Hunger.
Bis bald. Morgen ist ein Ausflug nach Rügen geplant.
Es grüsst
hallo zäme
AntwortenLöschenEure Reisekommentare sind interessant!
Hätte noch gerne die Motorräder näher angeschaut!
Hamburg ist eine Superstadtz!
Gruss Robi